Ergreifende Geschichte über eine späte Liebe: 
Filmplakat zu Hinter den Wolken
Emma tut, was eine liebende Ehefrau tut: Sie pflegt ihren Mann, beklagt sich nicht über ihre einsamen Mahlzeiten und bringt sogar die Energie auf, aufs Dach zu steigen und mit dem Schlauch einen Regenschauer für ihren Mann zu fingieren, damit er sich über die prasselnden Tropfen freuen kann. Auf seiner Beerdigung wirkt sie gefasst und scheint einfach zu “funktionieren”, während ihre Tochter und ihre Enkelin an ihrer Seite weinen. Doch dann passiert etwas auf der Beerdigung, das Emma (Chris Lomme) aus dem Konzept zu bringen scheint: Ein älterer Mann, ungefähr in Emmas Alter, legt einen Dartpfeil auf dem Sarg ab und wirft Emma einen bedeutungsvollen Blick zu. Emma wirkt halb verstört, halb verärgert über die Geste des Mannes und schaut lieber weg.
Der Mann heißt Gerard (Jo De Meiere) und er und Emma haben sich auf der Beerdigung seit 50 Jahren zum ersten Mal wieder gesehen. Wie sich herausstellt, waren er, Emma und ihr Mann damals beste Freunde, doch aus irgendeinem Grund verloren sie sich aus den Augen. Abends schreibt Gerard Emma über Facebook, dass er sie treffen möchte. Diese so einfache, für Emma jedoch viel zu direkte Nachricht wühlt sie so auf, dass sie lange braucht, um die richtige Antwort zu formulieren. Das vereinbarte Treffen lässt sie schließlich einfach platzen, aber dass Gerard sie zunehmend beschäftigt, ist offensichtlich.
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Typisches Generationen-Verhältnis
Drehbuchautor Michael de Cock, von dem übrigens auch das gleichnamige Theaterstück stammt, sorgt in der Geschichte für eine sehr realistische Darstellung von Generationen-Verhältnissen: Emmas Tochter kommt überhaupt nicht damit klar, dass ihre Mutter nach dem Tod des Vaters mit einem anderen Mann anbandelt und mit ihm vermutlich auch noch Sex hat. Sie benimmt sich wie ein trotziges Kind, stellt die Mutter zur Rede und reagiert mit beleidigtem Schweigen. Emmas Enkelin Jacky (charmant gespielt von Katelijne Verbeke) hingegen muss sich zwar daran gewöhnen, dass ihre Oma offenbar ein Sexualleben führt, reagiert aber mit Verständnis und Neugier und freut sich einfach für die Großmutter, die ein neues Glück gefunden zu haben scheint. So zeigt Hinter den Wolken sehr schön und realistisch, wieviel eine Generation Abstand ausmachen kann.
Die Liebe wartet hinter den Wolken
Die belgische Regisseurin Cecilia Verheyden inszeniert in ihrem Spielfilm-Debüt äußerst warmherzig eine Liebesgeschichte zwischen Protagonisten im fortgeschrittenen Alter. Was den Reiz des Films ausmacht, ist die unverkrampfte Intimität zwischen Emma und Gerard, die “außer Zeit nichts zu verlieren” haben – eine Herangehensweise, die man jedem jüngeren Liebespaar nur wünschen kann und die das Verliebtsein umso herrlicher und genießbarer macht.
Die Botschaft des Films ist deutlich: Auch oder vor allem im Alter lässt sich das ganz große Glück noch finden. Denn während Enkelin Jacky sich mit ihrem Freund abmüht und die Tochter sich die Zähne an einem verheirateten Mann ausbeißt, findet Emma nach einem halben Jahrhundert hinter den Wolken die Liebe.
Trailer zu Hinter den Wolken
Fazit zum Film
Wer ein Faible für die etwas “leiseren” Filme hat und sich gerne auf ungewöhnlichere Perspektiven auf das Thema Liebe einlässt, wird seine Freude an Hinter den Wolken haben und den Film genießen. Besonders schön ist ein kleiner Twist gegen Ende des Films, der die freundschaftlichen Konstellationen zwischen Emma, ihrem Mann und Gerard zeigt. Tipp: Schaut den Film am besten im Original mit Untertiteln. Der Klang der Sprache trägt viel zur Zärtlichkeit in Hinter den Wolken bei.
Infos zum Film
Hinter den Wolken
(Achter de Wolken)
Belgien, 2016
108 Minuten
Filmverleih: Pandora Film
Regie: Cecilia Verheyden
Drehbuch: Michael De Cock
Schauspieler: Chris Lomme, Jo De Meyere, Katelijne Verbeke, Charlotte De Bruyne
FSK: frei ab 12
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